Der Science Fiction Klassiker von H.G. Wells als illustrierte Sammlerausgabe in neuer Übersetzung
Als sich außerirdische Flugobjekte der Erde nähern, erfahren die Menschen, dass sie nicht allein im Universum sind. Die Fremden sind den Erdbewohnern technisch weit überlegen und machen schnell klar: sie kommen nicht in Frieden. Als die Invasion der Erde beginnt, entbrennt ein Krieg, bei dem nicht weniger auf dem Spiel steht, als das Überleben der gesamten Menschheit…
Der Krieg der Welten (Original: The War of the Worlds) ist einer der bekanntesten Werke von H. G. Wells. Der erstmals 1898 erschienene Roman über die Invasion der Erde durch Außerirdische ist nach beinahe 120 Jahren immer noch von kultureller und literarischer Bedeutung und beeinflusste zahlreiche fiktionale Werke – angefangen bei Orson Welles‘ berühmtem Hörspiel von 1938 bis hin zu modernen Interpretationen wie Jeff Waynes The Musical Version of The War of the Worlds und Roland Emmerichs Independence Day.
[Leseprobe link=””]Die Sternschnuppe
Dann kam die Nacht der ersten Sternschnuppe. Sie wurde früh am Morgen gesichtet, als sie nach Osten über Winchester hinwegjagte, eine flammende Linie weit oben in der Atmosphäre. Hunderte mussten sie gesehen und für eine einfache Sternschnuppe gehalten haben. Albing beschrieb sie, als ob sie einen grünen Streifen hinter sich herzog, der einige Sekunden lang aufglühte. Denning, unsere Koryphäe, was Meteoriten betraf, gab an, dass die Höhe bei ihrem ersten Erscheinen bei neunzig oder einhundert Meilen lag. Für ihn sah es so aus, als sei sie einhundert Meilen östlich von seinem Standort auf die Erde gestürzt.
Zu dieser Stunde war ich daheim und schrieb in meinem Arbeitszimmer; und obwohl die Balkontür nach Ottershaw zeigte und die Rollläden hochgezogen waren (denn damals liebte ich es, in den Nachthimmel hinaufzublicken), sah ich nichts davon. Dennoch musste dieses seltsamste aller Dinge, das jemals aus dem Weltraum auf die Erde stürzte, heruntergekommen sein, während ich dort saß, und wäre für mich sichtbar gewesen, hätte ich doch nur bei seinem Vorbeiflug aufgeschaut. Manche von denen, die seinen Flug beobachteten, sagten, es flog mit einem Zischen. Ich selber hörte nichts davon. Viele Leute in Berkshire, Surrey und Middlesex mussten den Sturz gesehen und höchstens gedacht haben, dass ein weiterer Meteorit heruntergegangen war. Niemand schien sich die Mühe gemacht zu haben, nach der gefallenen Masse zu suchen.
Aber sehr früh am Morgen erwachte der arme Ogilvy, der die Sternschnuppe gesehen hatte und überzeugt war, dass irgendwo auf dem Anger zwischen Horsell, Ottershaw und Woking ein Meteorit liegen musste, mit dem Gedanken, ihn zu finden. Er fand ihn auch bald nach Sonnenaufgang und nicht weit von den Sandgruben entfernt. Ein riesiges Loch war durch den Aufprall des Projektils entstanden und Sand und Kies waren gewaltsam in alle Richtungen über die Heide geschleudert worden und bildeten Haufen, die noch auf anderthalb Meilen zu sehen waren. Im Osten brannte die Heide und ein dünner Rauchfaden hob sich gegen die Dämmerung ab.
Das Ding selbst lag fast gänzlich eingegraben im Sand und inmitten der verstreuten Späne einer Tanne, die es beim Anflug in kleine Stücke zersprengt hatte. Der unbedeckte Teil sah aus wie ein massiver Zylinder, bedeckt und die Umrisse abgeschwächt durch eine dicke, schuppenförmige, graubraune Verkrustung. Er näherte sich der Masse, überrascht durch die Größe und noch mehr durch die Form, da die meisten Meteoriten mehr oder weniger vollkommen rund sind. Sie war durch ihren Flug durch die Luft immer noch so heiß, dass er nicht nahe herantreten konnte. Ein Geräusch wie durch Bewegung innerhalb des Zylinders schrieb er der ungleichmäßigen Abkühlung der Außenfläche zu; denn zu diesem Zeitpunkt war ihm noch nicht in den Sinn gekommen, dass er hohl sein konnte.
Er blieb am Rande der Grube stehen, die das Ding für sich ausgegraben hatte, und starrte auf das merkwürdige Äußere, größtenteils erstaunt über dessen ungewöhnliche Form und Farbe, und er erkannte sogar undeutlich einige Anzeichen für eine absichtliche Ankunft. Der frühe Morgen war wunderbar ruhig und die Sonne, die gerade durch die Pinienwälder nach Weybridge hin brach, war bereits warm. Er erinnerte sich nicht, an diesem Morgen irgendwelche Vögel gehört zu haben, mit Sicherheit hatte keine Brise geweht und die einzigen Geräusche entstanden durch die kaum hörbaren Bewegungen aus dem Inneren des glühenden Zylinders. Er war ganz allein auf dem Anger.
Dann stellte er plötzlich und erschrocken fest, dass ein Teil des grauen Backsteins, der ascheähnlichen Verkrustung, die den Meteoriten bedeckte, von dem runden Rand des Endes hinabfiel. Sie blätterte ab und rieselte auf den Sand. Auf einmal löste sich ein großes Stück und schlug mit einem lauten Krachen auf, sodass ihm das Herz zum Halse schlug.
Eine Minute lang begriff er kaum, was das bedeutete, und obwohl die Hitze enorm war, kletterte er in die Grube hinab und nahe an die Masse heran, um sich das Ding genauer anzusehen. Sogar zu dem Zeitpunkt glaubte er noch, dass dies auf die Abkühlung des Gehäuses zurückzuführen war. Was diese Vorstellung jedoch zerrüttete, war die Tatsache, dass die Asche nur vom Ende des Zylinders herabfiel.
Und dann nahm er wahr, dass das kreisrunde Kopfende sich sehr langsam auf dem Gehäuse drehte. Die Bewegung war derart langsam, dass er sie erst ausmachte, als er eine schwarze Markierung bemerkte, die vor fünf Minuten nahebei gewesen war und sich nun auf der anderen Seite der Kreislinie befand. Selbst da begriff er kaum, was dies kennzeichnete, bis er ein gedämpftes Kratzen hörte und sah, wie die schwarze Markierung ungefähr einen Zoll weit nach vorne ruckte. Blitzartig wurde es ihm klar. Der Zylinder war künstlich – hohl – mit einem Ende, das herausgeschraubt wurde! Irgendetwas im Inneren schraubte das Kopfende auf!
„Gütiger Himmel!“, sagte Ogilvy. „Da ist ein Mensch drin – Menschen sind da drin! Halb zu Tode verbrannt! Sie versuchen herauszukommen!“
Sofort, mit einem raschen Gedankensprung, verband er das Ding mit dem Aufblitzen auf dem Mars.
Der Gedanke an eine gefangene Kreatur erschien ihm so schrecklich, dass er die Hitze vergaß und auf den Zylinder zuging, um beim Aufdrehen zu helfen. Zum Glück aber hielt ihn die dumpfe Strahlung zurück, bevor er sich die Hände an dem immer noch glühenden Metall verbrennen konnte. Daraufhin stand er einen Augenblick unentschlossen da, wandte sich dann um, kletterte aus der Grube und machte sich wild rennend auf den Weg nach Woking. Es musste ungefähr sechs Uhr gewesen sein. Er traf auf einen Fuhrmann und versuchte ihn dazu zu bringen, dass er ihn verstand, aber die Geschichte, die er erzählte, und sein Äußeres waren so unglaublich – sein Hut war in der Grube heruntergefallen –, dass der Mann einfach weiterfuhr. Ebenso wenig Glück hatte er bei dem Kellner, der gerade dabei war, die Türen zum Wirtshaus bei Horsell Bridge aufzuschließen. Der Geselle hielt ihn für einen flüchtigen Wahnsinnigen und versuchte erfolglos, ihn im Schankraum einzusperren. Dies ernüchterte ihn ein wenig; und als er Henderson, den Journalisten aus London, in seinem Garten sah, rief er über den Zaun zu ihm herüber und machte sich verständlich.
„Henderson“, rief er, „haben Sie letzte Nacht die Sternschnuppe gesehen?“
„Ja, und?“, sagte Henderson.
„Sie liegt jetzt draußen auf Horsell Common.“
„Gütiger Gott!“, sagte Henderson. „Ein abgestürzter Meteorit! Das ist gut.“
„Aber es ist etwas mehr als ein Meteorit. Es ist ein Zylinder – ein künstlicher Zylinder, Mann! Und jemand befindet sich im Inneren.“
Henderson erhob sich mit einem Spaten in der Hand.
„Wie bitte?“, fragte er. Er war auf einem Ohr taub.
Ogilvy berichtete ihm alles, was er gesehen hatte. Henderson ließ es einen Augenblick lang einsickern. Dann ließ er den Spaten fallen, packte seine Jacke und trat auf die Straße. Die beiden Männer eilten zurück auf den Anger und stellten fest, dass der Zylinder immer noch an derselben Stelle lag. Inzwischen aber waren die Geräusche aus dem Inneren verstummt und ein schmaler Ring aus hellem Metall zeigte sich zwischen dem Kopfende und dem Gehäuse des Zylinders. Mit einem hohen Zischen drang entweder Luft am Rand hinein oder trat aus.
Sie horchten, klopften mit einem Stock gegen das schuppenartige, verbrannte Metall und als sie keine Antwort erhielten, kamen beide zu dem Schluss, dass der Mensch oder die Menschen darin entweder bewusstlos oder tot sein mussten.
Selbstverständlich konnten die beiden kaum etwas unternehmen. Sie riefen tröstende Worte und Versprechen und kehrten wieder in die Stadt zurück, um Hilfe zu holen. Man kann sich vorstellen, wie sie voller Sand, aufgeregt und durcheinander im Sonnenlicht die schmale Straße entlangliefen, gerade als die Verkäufer ihre Fensterläden abnahmen und die Bewohner ihre Schlafzimmerfenster öffneten. Henderson ging sofort zum Bahnhof, um die Nachricht nach London zu telegrafieren. Die Zeitungsartikel hatten den Verstand der Menschen auf den Empfang der Idee vorbereitet.
Um acht Uhr hatte sich bereits eine Reihe von Burschen und arbeitslosen Männern auf den Weg zum Anger gemacht, um „die toten Menschen vom Mars“ zu sehen. In dieser Form wurde die Geschichte erzählt. Ich hörte sie zum ersten Mal ungefähr um Viertel vor neun durch meinen Zeitungsjungen, als ich hinausging, um mir den Daily Chronicle zu kaufen. Ich war natürlich erstaunt, verlor keine Zeit und ging hinaus und über die Brücke von Ottershaw zu den Sandgruben.[/Leseprobe]
Herbert George Wells: Krieg der Welten (The War of the Worlds)
Taschenbuch 320 Seiten
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ISBN: 9783945493861
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