Rollenspiele

Über Rollenspiele

Was sind Rollenspiele?

Rollenspiele sind reine Phantasiespiele, die im Gegensatz zu herkömmlichen Gesellschaftsspielen keinerlei Spielbrett oder Figuren benötigen. Die Spieler schlüpfen jeweils in die Rolle einer von ihnen erdachten Persönlichkeit (Spielercharakter), einer Spielfigur, die von ihnen im Spiel geführt wird. Ein Spieler kann im folgenden Spiel in jeder Situation frei entscheiden, was er tun will und wie er dies tun will. Gebunden ist der Spieler in seiner Handlungsfreiheit nur in dem was die Spielregeln ihm vorgeben, oder in dem, worin ihn der „Spielleiter“ einschränkt oder ihm Weisungen gibt. Der Spielleiter (auch „Meister“ oder „Master“ genannt) ist einer der Spieler, der jedoch keine eigene Spielfigur führt. Vielmehr übernimmt er die Rolle eines Geschichtenerzählers und Schiedsrichters. Der Spielleiter ist der, der den Ablauf des Spiels (eine Geschichte, die mit Sagen, Märchen bzw. Fantasy-Geschichten vergleichbar ist) leitet. Er beschreibt durch seine reine Erzählung die Spielszenerie, die Orte und Handlungsschauplätze sowie die Personen und Monster auf die die Spieler treffen. Er nennt zudem den Spielern zu Beginn des Spiels eine Aufgabe, die es zu lösen gilt. Diese kann darin liegen, einen Mord aufzuklären, einen Schatz zu finden, eine Prinzessin zu befreien, unbekannte Verliese zu erkunden, einen Drachen zu töten … Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Hier zeigt sich einer der wesentlichen Unterschiede des Rollenspiels gegenüber herkömmlichen Gesellschaftsspielen: Die Spieler spielen miteinander – nicht gegeneinander, und ihr einziges Ziel ist es, das „Abenteuer“ erfolgreich zu bestehen! Der tiefere Sinn des Rollenspiels ist also das fröhliche Miteinander, der Spielspaß am Spiel an sich und nicht das Gewinnen eines einzelnen Mitspielers. Hat die Heldengemeinschaft ihr Abenteuer erfolgreich und lebend überstanden, so kann jeder Spieler seine Spielfigur (seinen Charakter) im nächsten Abenteuer wieder spielen. Darin liegt ein weiterer Reiz, nämlich dass die eigene Spielfigur einem mit der Zeit immer vertrauter wird und an Fähigkeiten und Reichtum gewinnt. So beginnt jeder Spieler mit einem namenlosen Niemand, der sich im Laufe vieler Spielabende zu einem regelrechten Helden entwickeln kann.

Seit wann gibt es Rollenspiele?

Rollenspiele sind eine Spielvariante, die in den frühen 1970er Jahren in den USA entstand. Wenn auch grundlegende Elemente dieser Spielart schon früher existierten, war es doch die Entwicklung des legendären Dungeons & Dragons (Drachen und Verließe) von Gary Gygax, das die Geburtsstunde der Rollenspiele markierte. Das Spiel wurde so beliebt, dass sich schnell andere Spielemacher fanden, die eigene Rollenspiele auf den Markt warfen. Zu den frühen Rollenspielen gehörten Spiele wie D&D sowie seine erweiterte Variante AD&D (Advanced Dungeons & Dragons), Boot Hill, Tunnels & Trolls, Chivalry & Sorcery, Traveller, Rolemaster, MERP (Middle-Earth-Role-Play) und viele mehr. Es entstand eine riesige Anzahl von Spielen, die sich leider nicht alle auf Dauer durchsetzten (inzwischen aber durchaus als seltene Sammlerobjekte sehr gefragt sind). Auf dem deutschen Markt war diese Spielgattung nie so stark vertreten wie im englischsprachigen Raum, und so gab es nie viele deutsche oder ins Deutsche übersetzte Spiele. Eines der ersten deutschen Spiele war Midgard, doch noch mehr als dieses setzte sich Ulrich Kiesows DSA (Das Schwarze Auge) auf dem deutschen Spielemarkt durch und ist dort bis heute marktführend.

Rollenspielvarianten

Der Reiz des neuen Spielkonzepts und die daraus entstandene Experimentierfreudigkeit führten schnell dazu, dass immer wieder neue Ideenansätze zu entwickelt und auszuprobiert wurden. Viele Varianten setzten sich nie durch, manche nur eine Zeit lang, doch einige hielten sich bis heute. Da ist z. B. Steve Jacksons „Killer“-Spiel zu nennen, bei dem die Spieler in der Realität versuchen mussten, mit ihre Mitspieler Wasserpistolen und ähnlichen Waffen zu beseitigen, bevor sie es wurden. Dieses „reale“ Spiel dürfte wohl eine der Wurzeln des heutigen Gotchas bzw. der heute noch üblichen „Live-Rollenspiele“ sein, bei denen sich die Spieler verkleiden und ihre Spielfiguren real darstellen. Eine Spielvariante, die sich in den 1980er Jahren großer Beliebtheit erfreute und heutzutage leider durch die größere Beliebtheit der Computerspiele nahezu ausgestorben ist, sind die „Spielbücher“ bzw. „Solo-Abenteuer“. Diese Spiele hatten den Sinn, Rollenspiel auch alleine ohne Mitspieler zu spielen. Bücher waren hierbei die Grundlage und eine Geschichte, die in nummerierte Abschnitte unterteilt war und die dem Leser bei jedem Abschnittsende die Möglichkeit eröffnete, zwischen diversen Alternativen zu wählen. Der Leser hatte so die Möglichkeit, ein solches Buch mehrmals zu lesen und es jedes Mal neu und anders zu erleben. Die 1980er Jahre brachten unzählige solcher Spielbücher hervor (leider jedoch nur wenige deutsche), von denen die „Fighting Fantasy“-Reihe von Steve Jackson und Ian Livingstone wohl die berühmteste war. Auf dem deutschen Markt etablierte sich die „Einsamer Wolf“-Reihe von Joe Dever am meisten, doch auch herkömmliche Rollenspielsysteme wie DSA brachten eine große Zahl so genannter „Soloabenteuer“ heraus.